Nur noch kurz die Welt retten – Tim Bendzko

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Hier kommt mit „Nur noch kurz die Welt retten“ ein locker – leicht –ironischer Song mit Ohrwurmqualität, in dem man sich auch noch leicht wiedererkennt.

Ich habe den Verdacht, dass Männer sich vielleicht noch eher wiedererkennen als Frauen, weil sie ja auch viel wichtiger sind… Ok, es gibt auch Frauen, die enorm wichtige Positionen bekleiden und die unglaublich viel Verantwortung tragen und überhaupt die Welt auf ihren Schultern tragen.

Aber hier singt ja auch ein Mann und entschuldigt sich (so denke ich mir) bei seiner Liebsten, dass er noch nicht nach Hause kommen kann, weil es ja noch so viel Wichtiges zu erledigen gibt:

„Ich wär so gern dabei gewesen, doch ich hab viel zu viel zu tun, lass uns später weiter reden. Da draußen brauchen sie mich jetzt, die Situation wird unterschätzt… nur keine Angst, ich bleib nicht allzu lange fern.“

Kopfkino: Das Essen ist fertig, er hat doch gesagt, er ist um 7 zu Hause, wo bleibt er nur, das wird ja alles matschig – Ärger, grummel – Telefon:

„Irgendwie bin ich spät dran, fang schon mal mit dem Essen an. Ich stoß dann später dazu.“

Natürlich fragt sie: warum? Antwort aus dem Telefon:

„Du fragst wieso weshalb warum, ich sag, wer sowas fragt ist dumm. Denn du scheinst wohl nicht zu wissen, was ich tu. ‘Ne ganz besondere Mission, lass mich dich mit Details verschonen.“

Und überhaupt:
„Muss nur noch kurz die Welt retten, danach flieg ich zu dir.
Noch 148 Mails checken, wer weiß, was mir dann noch passiert, denn es passiert so viel .
Muss nur noch kurz die Welt retten und gleich danach bin ich wieder bei dir.“

Am Ende des Liedes haben sich ganze 148713 Mails angesammelt und die Apokalypse steht vor der Tür:

„Die Zeit läuft mir davon, zu warten wäre eine Schande für die ganze Weltbevölkerung. Ich muss jetzt los, sonst gibt’s die große Katastrophe, merkst du nicht, dass wir in Not sind.“

Wir wissen alle, dass das meistens nicht der Fall ist, aber es ist so schwer, sich dem zu entziehen. Der Gedanke, dass ich ersetzbar bin und auch andere meine Arbeit machen können und dass sie auch bis morgen warten kann (die Arbeit, nicht die Frau!), der ist offenbar für viele nur schwer zu ertragen. Wir sind alle wichtig, sicherlich, aber ab und zu sollten wir uns fragen: WARUM und vor allem WEM? Und dann Prioritäten setzen…

Das Video zum Song „Nur noch kurz die Welt retten“ von Tim Bendzko bringt allerdings noch eine andere, interessante Note ins Spiel. Hier geht es ja gerade nicht um ach so wichtige berufliche Termine und Aufgaben, nicht um überlange Konferenzen und wichtige Geschäftsessen (oder Extratermine mit der Sekretärin), denen man sich nicht entziehen kann. Hier sucht einer seine Freiheit, das Abenteuer, das oder die Andere, das Nichts-Tun-Müssen, das Ins-Blaue-Fahren.

Flucht vor Verantwortung und Bindung, so kann man das sehen, aber da ist eben auch die Sehnsucht nach dem offenen Blick aufs Meer. Ich kann das gut verstehen.

Das ist wohl die Kunst eines gelungenen Lebens, diese Balance zwischen Nähe und Distanz, Verantwortung und kleinen Fluchten, Heimweh und Fernweh.

Nur sollte man sich eine andere „Ausrede“ dafür einfallen lassen, denn „mal kurz“ ist diese Welt sowieso nicht zu retten…! 😉

In meiner englischen Blogversion Looking@Lyrics gibt’s  „Keine Zeit“ von Tim Bendzko.

Unten noch  eine Live-Version des Songs – love it!

„Nur noch kurz die Welt retten“ von Tim Bendzko:

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