Lovestory ohne Happy End: Bad Romance – Lady GaGa

Ein Video (leider mit schlechter Bildqualität) gibt es hier. Die Lyrics findet ihr hier.

Man kommt ja nicht um sie herum: Lady GaGa hat gerade wieder bei den MTV Europe Music Award mehrere Titel geholt und mit Bad Romance  angeblich den „besten Song des Jahres“ auf den Markt gebracht. Wenn der Song im Radio läuft (und er läuft ja doch immer noch oft), komme ich nicht umhin mitzusingen, ja, es ist ein Ohrwurm. Ich weiß, es geht hier wahrscheinlich nicht so sehr um den Text, sondern um Melodie, Rhythmus, es geht um das Gesamtkunstwerk Lady GaGa, um ihre Videos und ihre irgendwie schon atemberaubenden Auftritte. Die Frau hat eindeutig ein Gespür für das, was die Massen hören wollen und setzt das gekonnt um, dafür bewundere ich sie.

Aber: der Song hat nun einmal lyrics. Nicht, dass man alles verstehen müsste. „Rah-rah-ah-ah-ah! Roma-Roma-ma-ah!” konnte ich in keinem Wörterbuch finden, macht auch nichts…

Es geht um ein „Liebesverhältnis“, eine „bad romance“ eben. Romantisch klingt es nur an manchen Stellen: “I want your love, I want your drama, the touch of your hand. I want your leather studded kiss in the sand.

Aber schon hier deutet sich die schwarze, dunkle Seite dieser Romanze an. Es geht um Gewalt und Rache.
All your love is revenge, you and me could write a bad romance.

© PhotoXpress.com

Der Lover wird nicht gerade als liebenswert im klassischen Sinne beschrieben. „I want you ugly, I want your disease, I want your horror, I want your design
‘cause you’re a criminal as long as you’re mine.

Er ist böse, bedrohlich, häßlich und krank. Er bezahlt für sie, sie muss ihm zur Verfügung stehen. Aber sie will ihn, trotzdem, oder besser: deshalb.
I want your love and I want your revenge. I want your love, I don’t wanna be friends .” Sie will keine Freundschaft, sie will keine Liebe. Sie will Lust, Unterwerfung – ihre Form von Gewalt und Macht. Im offiziellen Video wird das deutlich. Sie ist Opfer und zugleich Täterin. Sie zitiert Hitchcock in Bildern (Duschszene) und Worten  : „I want your psycho, your vertigo  stick,  want you in my rear window…“
Am Ende liegt ein verkohltes Skelett neben ihr im Bett. Gruselig. Kein happy end.

Trotz dieser harten, teilweise anstößigen Worte hat der Song solchen Erfolg. Oder vielleicht gerade deshalb. Lieder über die Liebe gibt es schon genug. Und die sind oft genug genauso „einseitig“ wie Lady GaGas Song, nur eben andersherum. Alles eitel Sonnenschein, die wahre große Liebe fürs Leben. Die Realität sieht für viele anders aus. Und selbst wo die Fassade zu stimmen scheint, tun sich manchmal überraschende Abgründe auf. Ich behaupte mal: in  jedem steckt ein Stück „Bad Romance“, ein Stück Fasziniertsein vom  Bösen, Dunklen, Unerklärlichen. Es ist kein Zufall, dass die meisten Morde Beziehungstaten sind, wenn ich richtig informiert bin. Es gibt mehr bad romance im Alltag als wir wahrhaben wollen.

Das musste vielleicht auch mal gesagt oder gesungen werden, ist vielleicht psychologisch gesund… Thanks, Lady GaGA!

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Wie das Leben so spielt: Ironic – Alanis Morissette


 

Song und Lyrics findet ihr hier.

Ich weiß, das Lied ist nicht gerade neu, aber es ist eins meiner Lieblingssongs – aus verschiedenen Gründen. Es ist musikalisch vielseitig, es erzählt viele kleine Geschichten, Anekdoten, eher Momentaufnahmen, die jede Menge Bilder im Kopf freisetzen, die Frau hat eine tolle Stimme- und der Song hat eine Aussage, die auch heute, 15 Jahre nach Erscheinen, noch aktuell ist. Weil es nämlich um grundlegende menschliche Erfahrungen geht.

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Ironic“ – das meint hier die Ironie des Schicksals. Es ist schon fast gemein, wie Morissette hier irgendwie augenzwinkernd von Schicksalschlägen berichtet. Noch eher harmlos in dem Bild von der schwarzen Fliege, die den Weißwein ruiniert. Tragischer ist der Lottogewinn des 98jährigen Mannes, der am nächsten Tag stirbt. Und richtig grausam wird es bei der Begnadigung des zur Todesstrafe Verurteilten, die zwei Minuten (!) zu spät kommt…

Noch mehr Beispiele gefällig? Da ist „Mr.Play It Safe“, der Kontrollfreak, der Angst vorm Fliegen hat. Und als er sich endlich zu seinem ersten Flug überwindet, stürzt der Flieger natürlich ab – ausgerechnet ihm passiert das, war ja klar („it figures“)…

Dann wird es noch einmal etwas harmloser: Rauchverbot in der Zigarettenpause, 1000 Löffel zur Hand, wenn man eigentlich ein Messer braucht – bevor es dann wieder eher ans Eingemachte geht: die große Liebe treffen – und dann seine wunderschöne Frau kennenlernen „It’s meeting the man of my dreams and then meeting his beautiful wife, hm...“. Ja, das ist Ironie des Schicksals.

Der Refrain nimmt diesen Gedanken in weiteren Beispielen auf:

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Regen am Hochzeitstag, ein Freifahrtschein, wenn man gerade bezahlt hat, ein guter Rat, den man besser angenommen hätte… „And who would’ve thought… it figures”. Ja, es macht Sinn, es war klar, so ist das Leben eben manchmal, völlig unberechenbar. Durchkreuzt einfach so unsere Pläne, unsere Träume. Gut, wenn man den Frust darüber rausschreien oder noch besser darüber singen  kann wie Alanis Morissette!

Well, life has a funny way of sneaking up on you
When you think everything’s okay and everything’s going right”.

Das Leben erwischt uns manchmal eiskalt.

Aber: es gibt, etwas versteckt und nur kurz angedeutet, auch die andere Seite in diesem Song. Die geht etwas unter bei all dem Schicksalschaos.

And life has a funny way of helping you out when you think everything’s gone wrong and everything blows up in your face. Life has a funny, funny way, of helping you out, helping you out…” Manchmal ist das Leben oder wer oder was auch immer dafür verantwortlich ist, eben auch gnädig mit uns. Uns wird geholfen, wir haben Glück, alles wird plötzlich gut. Da könnte man auch Geschichten erzählen. oder?

Immerhin endet der Song so. Das mag ich!

Denken Männer immer nur an das Eine? In My Head – Jason Derulo

Song und Lyrics findet ihr hier.

Ehrlich gesagt, ich mag das Lied. Zumindest die Melodie, den Rhythmus. Es macht irgendwie gute Laune und bringt mich in Bewegung. Aber der Text? Schauen wir ‘mal…

Denken Männer wirklich immer nur an das Eine?

Dies ist ein Song über Männerphantasien. Ende der 70er Jahre gab es ein Buch von Klaus Theweleit mit dem Titel, musste man als emanzipierte Studentin gelesen haben… Der hätte seine reine Freude an dem Song gehabt.

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Die Szene: ein Club, laute Musik, viele Leute. Auf der Suche. Nach was? Derulo unterstellt: nach Liebe – „Everybody’s looking for love. Ain’t that the reason you’re at this club. “
Stimmt so, ganz allgemein gesagt, oder nicht? Auch wenn sich die Geister bei der genaueren Beschreibung dessen wahrscheinlich schnell scheiden würden.

Die in dem Song angesprochene Frau sucht Kontakt und vielleicht Liebe, indem sie mit jemandem tanzt. „You ain’t gonna find it dancing with him. No. Oh.I got a better solution for you girl.“

Jetzt kommt Jason’s Einsatz. Es gibt einen schnelleren, effektiveren, viel direkteren Weg, Liebe zu finden: „just say the word and we’ll go“. Which word? Wird nicht verraten, bleibt unserer Phantasie überlassen. Vielleicht einfach „Komm…“

Und dann geht’s zur Sache. „I’ll be your teacher, I’ll show you the ropes“. Derulo verspricht viel. Er der Lehrer, sie die Schülerin in Sachen Liebe, ok wohl eher oder erst mal in Sachen Sex. Und da wird nicht lange gefackelt, wie in der zweiten Strophe klargestellt wird: „Instead of talking let me demonstrate. Get down to business, let’s skip foreplay…“ Reden, tanzen, Vorspiel, alles „game“, unnötig, nur Verzögerung.

Das mag in der Tat eine Seite der „Liebe“ sein, die nicht jede(r) kennt oder kennenlernen will…Der Sänger steht dazu, die Frau erfüllt seine (Männer-)Phantasien, liefert sich ihm aus und hat Spaß daran? „In my head, I see you all over me. In my head, you fulfill my fantasy”.

Will ich Jason Derulo wirklich als Lehrer in Sachen Liebe haben? Hmm…

Und denkt ihr Männer wirklich immer nur an das Eine?

Aber: ich mag den Song, trotzdem! In my head, you fulfill MY fantasy… 😉