Wer bin ich? Immortality – Bee Gees / Celine Dion

Wieder ist einer der Großen in der Musikwelt gegangen. Robin  Gibb ist gestern in London seinem Krebsleiden erlegen. Als die Bee Gees haben die Brüder Barry, Maurice und Robin Gibb mich in meiner Jugend musikalisch begleitet – unverkennbare  Stimmen, unverwechselbare Melodien und Erinnerungen – Saturday Night Fever, yeah…

Den Song „Immortality“ (Lyrics gibt es hier, Dank auch an Heinrich für den Tipp zum Lied) haben sie 1998 für Celine Dion geschrieben, die ihn im Video auch mit den Bee Gees zusammen singt.

Es gibt diese Momente im Leben, da wagen wir Menschen die ganz großen Gedanken. Meist sind es Übergänge, Zeiten des Umbruchs, Abschiede, die  uns fragen lassen: Wer bin ich eigentlich, wo stehe ich, wo ist mein Platz im großen Ganzen?

“So this is who I am,
And this is all I know,
And I must choose to live,
For all that I can give,
The spark that makes the power grow
And I will stand for my dream if I can,
Symbol of my faith in who I am…”

Auch wenn ich vielleicht nicht das ganze Bild erfasse, nicht weiß, wohin die Reise geht, stehen bleiben geht nicht. Da ist dieser Funke, der mich am Leben erhält, der meinen Traum nährt, der dem Glauben an mich selber Stärke gibt. Wo das fehlt, wo dieser Funke verglüht, da erlischt auch der Lebenswille.

Und so sind wir alle auf dem Weg durch die Ewigkeit:

I make my journey through eternity“.

Die Frage ist nur: heißt das auch, dass wir unsterblich sind?

„I will make them give to me – immortality“

Ist das vermessen – oder gibt es das eben, Menschenleben, die verglühen, wie ein Funken im Feuer, und diejenigen, die bleiben? Die meinen, dass sie eine Mission zu erfüllen haben?

“Fulfill your destiny… Cos I have found a dream that must come true… There is a vision and a fire in me…”

Die Geschichte scheint dieser Idee recht zu geben. So viele vergessenen Leben und daneben die, deren Namen die Geschichtsbücher füllen. Diese Art von Unsterblichkeit ist nicht für jeden.

Andererseits, es gibt diese Momente auch im Leben der normalen Sterblichen, in denen wir uns nichts mehr wünschen als eben dieses „Nicht-enden-wollen“ – auch davon spricht das Lied  „Immortality“:

“But you are my only… I keep the memory of you and me inside…With all my love for you… We don’t say goodbye…”

Die Liebe will Ewigkeit, auch wenn die Erfahrung immer wieder dagegen spricht. Nichts ist berechenbar:

“I’m sorry I don’t have a role for love to play… My fate is on the wind,
The king of hearts, the joker’s wild… ”

Wir wünschen uns Liebe, die nicht endet und Leben, das nicht bedroht ist durch den Tod. Beides gibt es nicht für uns auf dieser Erde.

Auch Robin Gibb hat den Kampf gegen den Krebs verloren. Vergessen wird er sicherlich so bald nicht. Nach menschlichem Ermessen ist das aber wohl nur eine Frage der Zeit…

Wenn da nicht die Ewigkeit wäre und der, der die Zeit in Händen hält. Da bestünde dann doch Hoffnung auf „immortality“, Unsterblichkeit. Vielleicht ist da ja doch Einer, der zu uns sagt:

„I keep the memory of you and me, inside
We don’t say goodbye
We don’t say goodbye
With all my love for you.”

Schön wär’s doch…

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Sehnsucht nach Ewigkeit: Tage wie diese – Die Toten Hosen

Die pure Lebens- und Feierfreude kommt in der neuen Single der Toten HosenTage wie diese“ ‘rüber – keine Frage. Das Video zum Song explodiert in Farbe, Bewegung, Begeisterung. Das Lied besingt eine Verabredung, ein Treffen, das lange vereinbart war:

„Ich wart seit Wochen, auf diesen Tag
und tanz vor Freude, über den Asphalt
Als wär’s ein Rythmus, als gäb’s ein Lied
Das mich immer weiter, durch die Straßen zieht
Komm dir entgegen, dich abzuholen, wie ausgemacht
Zu der selben Uhrzeit, am selben Treffpunkt, wie letztes Mal“

Musik, Tanz, Party, viele Leute, Festivalstimmung. Musik begeistert, vereint:

„Durch das Gedränge, der Menschenmenge
Bahnen wir uns den altbekannten Weg
Entlang der Gassen, zu den Rheinterrassen
Über die Brücken, bis hin zu der Musik
Wo alles laut ist, wo alle drauf sind, um durchzudreh’n
Wo die Anderen warten, um mit uns zu starten, und abzugeh’n“

Musik lässt den Alltag und die Sorgen vergessen, ich gehöre dazu, ich bin icht mehr allein:

„Das hier ist ewig, ewig für heute
Wir steh’n nicht still, für eine ganze Nacht
Komm ich trag dich durch die Leute
Hab keine Angst, ich gebe auf dich Acht
Wir lassen uns treiben, tauchen unter, schwimmen mit dem Strom
Dreh’n unsere Kreise, kommen nicht mehr runter, sind schwerelos“

Musik und ihr Erleben in der Gemeinschaft ist sinnstiftend, hebt mich über das Jetzt hinaus, da klingt etwas an, das mehr als irdisch ist. Es soll immer so bleiben, es soll kein Ende,  keine Begrenzung, keinen Tod geben. Wahrscheinlich sind wir Menschen die einzigen Lebewesen, die wissen, dass sie sterben püssen, die ihren eigenen Tod fürchten, die sich nach Ewigkeit sehnen und überhaupt eine Ahnung von Ewigkeit und Unendlichkeit haben.

„An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
Wünsch ich mir Unendlichkeit“

Das Thema Ewigkeit gehört ursprünglich in den Zuständigkeitsbereich  der Religionen. Längst taucht es aber im säkularen Alltag auf. Scheint etwas durchaus Menschliches zu sein, diese Sehnsucht. Sie entstammt sicherlich der Angst vor dem Tod und der Ungewissheit, die dieser mit sich bringt. Aber auch der Freude am Leben, dem Wunsch, das Schöne als unendlich zu erleben, ihm Dauer zu geben.

Heute ist Ostern. Ein Fest, das das Leben feiert. Dies soll sicherlich kein Osterlied sein und die Bilder des Videoclips entstammen offensichtlich keiner kirchlichen Osterfeier.

Trotzdem: die Botschaft  dieses Lieds der Toten Hosen „Tage wie diese“ und die gute Nachricht von der Auferstehung Jesu am Ostermorgen und dem Sieg des Lebens über den Tod klingen irgendwie verwandt:

„In dieser Nacht der Nächte, die uns so viel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
Erleben wir das Beste, und kein Ende ist in Sicht
Kein Ende in Sicht“

In diesem Sinne:  Frohe Ostern euch allen! 😉

Träumen und Hoffen: Paradise – Coldplay

Im Religionsunterricht am Berufskolleg sprechen wir über Religion im Alltag. Wo begegnet sie uns? – und allen ist klar: längst nicht mehr nur in der Kirche. Fernsehen, Internet, Werbung, alle bedienen sich religiöser Symbole und Bilder – und oft ist uns das gar nicht bewusst, so sehr sind diese Bilder in unseren kulturellen Wortschatz ganz selbstverständlich aufgenommen worden.

Das Video ist auch hier anzusehen (hoffentlich ;)…)

Beim Coldplay-Hit „Paradise“ aus dem Album  Mylo Xyloto ist das ja noch ziemlich offensichtlich. Wenn eine Werbeanzeige eines Urlaubsanbieters paradiesische Strände verspricht, dann weiß man, was man sich darunter vorzustellen hat: kristallklares Wasser, feinsandiger, weißer Strand, die eine oder andere schattenspendende Palme – und keine anderen Menschen weit und breit. Das einzige, was hier an die biblische Paradiesgeschichte (nachzulesen in 1. Mose 2) erinnert, ist die Menschenleere: Adam und Eva hatten das paradiesische Stück Garten tatsächlich für sich allein… 😉

In Coldplays Song „Paradise“ (Lyrics gibt’s hier) wird nicht beschrieben, was das Paradies ausmacht. Ein Mädchen, eine Frau („she“) träumt vom Paradies – und nur indem angedeutet wird, wie ihr Leben verläuft, wird das Gegenbild vom Paradies heraufbeschworen:

Das Leben ist schwer, Tränen werden zum Wasserfall, man gerät unter Beschuss und wundert sich, was man alles überlebt wie durch einen Zaubertrick (bullet catch), man gerät unter die Räder, und immer wieder Tränen:

“…and the bullets catch in her teeth

Life goes on, it gets so heavy

The wheel breaks the butterfly

Every tear a waterfall”

Früher war alles anders, besser. Als sie jung war, ein kleines Mädchen, da war das Leben leicht, die Welt lag ihr zu Füßen, die Träume waren groß und schienen greifbar. In der Bibel wird das nicht in eine individuelle Vergangenheit projiziert, sondern in die „Kindheit“ der Menschheit: früher war alles anders, besser, einfacher. Da gab es nur Freundschaft, Frieden und Fülle. Mit der Freiheit der Entscheidung, dem „Erwachsenwerden“ kam die Vertreibung aus dem Paradies. Da liegt ganz schön viel Menschenkenntnis und Weisheit in dieser uralten Geschichte.

Was bleibt uns? Das Träumen vom Paradies in stürmischen Zeiten?

„In the night the stormy night away she’d fly
and dreams of paradise…“

Es bleibt die Erfahrung, dass nach der Nacht  der Tag kommt, nach dem Sonnenuntergang der Morgen und die Erfahrung, dass es auch ein Stück „Paradies“ auf Erden gibt, ab und zu, eine Erinnerung sozusagen an das Leben, das ursprünglich gemeint war: Freundschaft, Frieden, Fülle.

„And so lying underneath those stormy skies

She’d say, „oh, I know the sun must set to rise

This could be paradise.”

Sehr nett interpretiert das Video zum Song diese Gedanken, ohne allzu kitschig daherzukommen, finde ich. Der Elefant flieht aus der Gefangenschaft und macht sich auf die Suche nach seinem Paradies. Er findet seinesgleichen und sein Stück „Himmel auf Erden“ bei den anderen musikalischen Coldplay-Elefanten.

Allerdings: ohne Sonnenauf- und Untergänge und unberührte Natur-Romantik a la „König der Löwen“ kommen auch Coldplay in „Paradise“ nicht aus. Ist aber nicht schlimm – im Gegenteil: auch die Natur sehnt sich nach ihrem Paradies und leidet unter dem Rad des technischen Fortschritts.

Bewahren wir uns die Erinnerung an das Paradies und eine Welt, wie sie sein sollte oder könnte. Religion muss nicht Opium zum Vergessen des Leids, sie kann auch Antrieb für eine bessere Welt sein, oder?

Her mit dem schönen Leben: Wenn die Sonne schneit – F.R.

Nee, ich hab‘ mich nicht vertippt, wie vermutlich die Leute bei amazon und den Brahms-Noten – der Song von Rapper Fabian Römer alias F.R. aus seinem gerade erschienenen  Album „Ganz normaler Wahnsinn“ heißt wirklich so: “Wenn die Sonne schneit” – und spielt mit diesem paradoxen Bild.

Wie beurteilt F.R. die Situation?

„Wir haben zweitausendirgendwas, alles beim Alten, keine UFOs gelandet und keine Botschaft erhalten.  Keine Forschung mehr nötig und jeder Weg schon begangen.“

Kurz: es gibt nichts Neues  unter der Sonne. Die Wünsche und Fantasien sind auch die alten geblieben seit vielen  Jahrzehnten, die Menschen ändern sich nicht:

„Ey, ich wünsche mir ganz, ganz viel Geld. Kann ich das vom Schicksal verlangen, und ’ne hübsch zu betrachtende Frau, elegant, aber nicht zu verkrampft, ja, ja?“

Und ist sie dann da, dann folgt neuer Stress, Beziehungsstress, das alte Problem seit Adam und Eva – wie kann das klappen mit dem Zusammenleben und Verstehen?

„So ein Mist, dass ich dank Facebook nichts mehr in ihr’m Gesicht lesen kann, egal, sie gibt mir die Hand, „Du Frau, ich Mann, jetzt sind wir zusammen.“„

Tja, wenn’s so einfach wäre, einfach anzuklicken „gefällt mir“ und dann wär der Käse gegessen, alles rosarot.  Ist aber nicht:

„Alles gekriegt, aber richtig zufrieden damit bin ich nich‘ mehr so ganz. Ich will mehr, mehr als genug. Nur die Monotonie lässt es ehrlich nicht zu. Jede Farbe wird grau, ich schau‘ gar nicht mehr ‚raus.“

Damit nicht genug, manchmal schlägt das Schicksal oder wer immer so richtig zu und dann hat man nicht die passende Musik auf dem Ipod und da ist niemand, der das Leid mit dir teilt, weil du auch nichts von Bedeutung mehr mitteilst:

„Und jetzt zittern die Knie, wenn das Schicksal kommt, doch es will doch nur spielen, huh? So ein Mist, warum spielt dein iPod nur die Lieder, die dich noch tiefer zieh’n?… Du willst alles haben, alle Preise gewinn‘, noch nie war Teilen dein Ding – außer vielleicht mal ’nen Link.“

Die Monotonie ist endlos und langweilig. Nichts bringt dich aus der Ruhe:

„Dich grüßt täglich das Murmeltier, es sagt dir „Guten Tag“, selbst der ganz normale Wahnsinn ist wahnsinnig normal.“ 

Auch Gott, Glaube, Religion – alles keine Hilfe:

„Sie sagen, Gott wär‘ groß. Was soll das heißen? Dir gibt er ja noch nicht einmal ein klitzekleines Zeichen.“

Dabei wär das so schön und beruhigend, so ein Zeichen.

Aber dann gibt es auf einmal doch so etwas wie ein Zeichen, ein Wunder, eine unmögliche Möglichkeit:

„Und dann kannst du deinen Augen nich‘ trauen:
Die Welt rennt nach draußen, die Sonne schneit.
Alle Probleme lösen sich von allein.
Nichts, was uns aufhält, kommt vorbei,
wenn die Sonne schneit, wenn die Sonne schneit.“

Im Video zum Song werden die Höhlenmenschen durch das Sonnenlicht nach draußen gelockt und dort mit Natur, Farbe, Gerüchen, Bewegung und Wundern konfrontiert. Ob F.R. hier tatsächlich an Platons Höhlengleichnis denkt? Abitur hat er ja und hält er auch für sinnvoll, der Rapper und Pfarrerssohn – (für die hab‘ ich ’ne Schwäche…) -aus Braunschweig – wer weiß… 😉

Gibt es etwas, das uns aus unseren Höhlen  und von eingetretenen Wegen weglockt? Erwarten wir noch Wunder, Veränderungen in uns und anderen? Haben wir  Erwartungen an das Leben, die den „ganz normalen Wahnsinn“ unseres Alltags überschreiten?

Dass „die Sonne schneit“ ist nicht wirklich mein Traum, ich fänd’s ja  schon schön, wenn sie nur öfter scheinen würde, aber darum geht es ja eben – offen zu sein für das, was wir uns vielleicht gar nicht gewünscht haben und vorstellen können.

Wenn die Sonne schneit oder so etwas Wahnsinniges passiert, das wäre dann doch mal so ein  „klitzekleines Zeichen“, oder? 😉

Graffiti am Strand von Prora, Rügen

Vom Suchen und Finden – I still haven’t found what I’m looking for – U2

Ich komme gerade aus Dresden von einem  fünftägigen Happening. Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag haben sich Hunderttausende auf die Suche gemacht. Sie haben nach Begegnung gesucht, Spaß, Musik, Entdeckungen in einer wunderschönen Stadt, aber auch nach Antworten auf die unterschiedlichsten Fragen: wer sind wir, woher kommen wir, wohin gehen wir, was sollen und können wir tun?

Darauf gibt es viele verschiedene Antworten. Christen finden andere als Buddhisten, Muslime, Juden oder Atheisten. Es soll Menschen geben, die sich solche Fragen gar nicht stellen. Das ist mir fremder als die Antworten, die andere Glaubensrichtungen geben.

Um das Suchen und Finden von Antworten geht es auch in diesem Song. 1987 veröffentlicht die irische Band U2 ihr Album „The Joshua Tree“ mit dem Song “I still haven’t found what I’m looking for“ (Lyrics gibt es hier, das Video zum Song könnt ihr hier ansehen).

Schwierig ist es natürlich dann, wenn man gar nicht so genau weiß, wonach man sucht. Die konkreten Fragen werden auch hier im U2 Song nicht genannt, wohl aber die Orte, an denen sie suchen: „I have climbed the highest mountains, I have run through the fields… I have run, I have crawled,I have scaled these city walls”. Nicht in der Natur, nicht in der Stadt sind sie fündig geworden. Was sie gesucht haben? „Only to be with you” – das klingt nach einem Liebeslied.

Im weiteren Verlauf bestätigt sich diese Vermutung: „I have kissed honey lips, felt the healing in her finger tips, it burned like fire this burning desire”. Endlich mit der Person zusammen sein zu können, die man begehrt und liebt, das scheint das Ziel vieler Menschen zu sein, besonders wenn man mal auf Songlyrics achtet. Um Liebe und Enttäuschung geht es immer wieder.
Hier auch: „But I still haven’t found what I’m looking for“ – der Titel des Songs ist zugleich der immer wieder kehrende Refrain. Gesucht und nicht gefunden. Auch die Beziehung zu einem anderen Menschen hat die Lücke nicht füllen können, die Sehnsucht nach einer Antwort auf alle Fragen.

I have spoken with the tongue of angels, I have held the hand of a devil” – selber mit Engelszungen reden und gleichzeitig die Gesellschaft des Bösen ausprobieren, das führt dazu, dass man selbst in einer lauen Nacht fröstelt: „It was warm in the night, I was cold as a stone“, es fühlt sich alles nicht richtig an, nicht vollkommen, da fehlt etwas. „But I still haven’t found what I’m looking for.

Was dann folgt, ist ein christliches Glaubensbekenntnis, dazu steht die Band U2 ja ganz öffentlich und daraus folgt auch ganz konsequent ihr soziales und politisches Engagement:  „ I believe in the Kingdom come… You broke the bonds and you loosened the chains, carried the cross of all my shame”. Der Glaube an das Kommen des Reiches Gottes und die Erlösung von Schuld durch den Kreuzestod Jesu gehört zu den zentralen Inhalten des christlichen Glaubens. „Then all the colours will bleed into one, bleed into one” – am Ende werden alle Farben, alle Fragen, alle Fantasien in eins münden, es wird EINE Antwort geben.

ABER: obwohl er das „glaubt“ – „you know I believe it” – bleibt da ein Zweifel. Der Song endet mit dem mehrmaligen „I still haven’t found what I’m looking for.

Das finde ich gut: Zweifel gehört zum Glauben. Wer zweifelsfrei glaubt, ist mir unheimlich. Es gibt noch zu viele offene Fragen.

Auch auf dem Kirchentag in Dresden wurden nicht Antworten auf alle Fragen gegeben. Aber man redet miteinander, die Christen mit den Muslimen und Juden, die Glaubenden mit den Skeptikern und Agnostikern, und das ist das Entscheidende.

Wonach sucht ihr? Seid ihr fündig geworden?
Warum fragt man eigentlich nicht mal U2, ob sie beim nächsten Kirchentag in Hamburg auf dem Abschlussgottesdienst spielen wollen? Fänd‘ ich toll! 😉

P.S. Hab ich heute (2.6.2012) entdeckt (danke, Martin!): der Song als Kirchenlied – geht doch! 😉

Kann denn Liebe Sünde sein? Judas – Lady GaGa

Lady GaGa visit Sweden at Sommarkrysset, Gröna...

Image via Wikipedia

http://www.myvideo.de/movie/8122937
Lady Gaga — Judas – MyVideo

Man nehme: massentauglichen Hochglanzpop, Liebe und Sex, Sünde und Religion, einen Hauch von „Botschaft“, rühre kurz um und garniere das Ganze mit einem rasant-brisanten Video – fertig ist ein neuer Hit der gaga Lady aus New York! Die Lyrics zu Lady Gagas  Song „Judas“ könnt ihr hier nachlesen.

Ausgerechnet bei diesem Song, der in US-amerikanisch-kirchlichen Kreisen soviel Empörung hervorgerufen hat, gibt sich Lady Gaga in Interviews und Erklärungen als Philosophin:

The song „Judas“ is …“ about constantly walking towards the light in my life, but always clutching onto the light while peering towards the devil in the back.“

Es lohnt sich also durchaus, da mal näher hinzusehen. Lady Gaga besingt in der Rolle der biblischen Jüngerin Maria Magdalena ihre Liebe zu Judas:

I’m in love with Juda-as, Juda-as… When he comes to me, I am ready, I wash his feet with my hair if he needs.

Was in der Bibel von Jesus erzählt wird, dass eine Frau ihm die Füße mit ihren Tränen wäscht und mit ihrem Haar trocknet, diesen Liebesdienst bietet Maria hier Judas an, dem Jünger, der Jesus verriet. Sie weiß, wer Judas ist, was er tut – er gehört für sie ganz klar auf die Seite des Bösen und des Verrats, aber sie fühlt sich zu ihm hingezogen und vergibt ihm immer wieder:

Forgive him when his tongue lies through his brain – even after three times he betrays me.“

Sie weiß um ihr hin-und-her-gerissen-sein, sie ist die Heilige und die Hure, die Dumme und die Liebende:

 I’m just a Holy Fool, oh baby, it’s so cruel but I’m still in love with Judas, baby!

Sie weiß um seine zerstörerische Macht „I’ll bring him down, bring him down, downa king with no crown, king with no crown.”

copyright photoxpress

Die Liebe ist auch eine zerstörerische Kraft:

I’ve learned love is like a brick, you can build a house or sink a dead body. “

Aber stärker als die Verurteilung ist für sie die Vergebung:

Even prophets forgave his crooked way“ – selbst für Judas gibt es Vergebung, also auch für sie, die eigentlich als „fame hooker, prostitute, wench“ in der moralischen Beurteilung nicht meint bestehen zu können.
Sie schwankt zwischen Hoffnung auf Besserung und Hingabe an das Böse:

I wanna love you, but somethin’s pulling me away from you. Jesus is my virtue and Judas is the demon I cling to.”

Der Kampf zwischen Gut und Böse tobt in ihr – wie in jedem Menschen, wie Lady Gaga nicht müde wird in Interviews zum Song zu betonen: “So the song is about washing the feet of both good and evil and understanding and forgiving the demons from your past in order to move into the greatness of your future.”

Der Gedanke gefällt mir und kommt meinem Menschenbild wesentlich näher als dem derer, die immer  genau wissen, wer die Guten und die Bösen sind.

Lady Gaga sagt:
“If you have no shadows then you’re not standing in the light.” Recht hat sie. Und wer so ins  (Rampen-) Licht drängt wie sie, muss wohl auch mehr Kritik erdulden, als die, die sich nicht trauen, in die erste Reihe zu treten.

Das Video zum Song „Judas“ mag auch den einen oder anderen religiös empfindsamen Menschen gestört haben: Jesus und seine Jünger als Rockerbande, Maria Magdalena als Vamp, ein gemeinsames Bad im Bier-Whirlpool mit Jesus und Judas, nun ja, das ist eben typisch Lady Gaga, wie der ganze Song: „And it’s really fun to dance to.“.

Aber durchaus mit einer Botschaft: „ I keep going back and forth between the darkness and the light in order to understand who I am.“

Am Ende des Videos liegt Maria Magdalena gesteinigt am Boden, ganz in Weiß gekleidet. Hat sie sich für die „Tugend“ entschieden – und führt das (immer) zum Tod? Lady Gaga als Märtyrerin? Hmm….

Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein, hat Jesus gesagt. Das haben die Steiniger wohl nicht gehört – war Rocker-Judas lauter als Jesus, der König mit der Dornenkrone? Oder waren sie sich ihrer Schuld nicht bewusst? Ganz schön gaga, das alles…

(Zitate aus Interviews  gemäß wikipedia-Artikel)

Der Himmel über uns: You Found Me – The Fray

http://www.dailymotion.com/embed/video/x7orza?width=560
The Fray – You Found Me (official video) von thefray

Das offizielle Video zu „You Found Me“ von The Fray könnt ihr im Link oben ansehen, den Liedtext könnt ihr hier nachlesen.
Kaum zu glauben, da ist schon wieder einer auf der Suche nach Gott – und findet ihn, Zigarette rauchend, an der Ecke First Avenue und Amistad (–Straße): ” I found God on the corner of First and Amistad… all alone smoking His last cigarette.” Leadsänger und Pianist Isaac Slade erklärt dazu:

“I just imagined running into God standing on a street corner like Bruce Springsteen, smoking a cigarette.” Das würde allerdings nicht zu einem freundlichen Plausch führen, sondern zum Streit, zur Anklage. Der Vorwurf:
Where were you when everything was falling apart? All my days were spent by the telephone that never rang and all I needed was a call that never came”. Wo warst du, Gott, als ich dich brauchte, als alles schief ging in meinem Leben? Warst du da mal eben eine rauchen, oder was?
Es ist ja kein Geheimnis, dass The Fray ihre Ursprünge im christlichen Milieu haben und sich sehr bewusst dazu entschieden haben, dass sie im profanen Musikgeschäft wesentlich mehr Fans und Zuhörer (und finanzielle Entlohnung) gewinnen können. In vielen ihrer Lyrics nehmen sie diesen Hintergrund auf, so auch in diesem Song „You Found Me“ aus dem Jahr 2007. Slade erklärt in einem Interview , der Song sei in einer Zeit entstanden, in der ihn mehrere Schicksalsschläge getroffen hätten und das „Licht am Ende des Tunnels“ schon mal aus dem Blickfeld geraten sei. Der Verlust eines geliebten Menschen steht offenbar im Hintergrund. Diese Erfahrung wirft uns auf uns selbst zurück. In der Trauer sind wir zunächst einmal allein:
In the end everyone ends up alone. Losing her, the only one who’s ever known who I am, who I’m not, and who I want to be. You got some kind of nerve taking all I want.”
Er habe ihn dann “gefunden”, ja, aber zu spät, das Unglück ist geschehen, der Verlust schmerzt: „Lying on the floor surrounded, surrounded, why’d you have to wait? Where were you, where were you? Just a little late…
Die Frage nach dem Ursprung und Sinn des Leids ist wohl eine der ältesten Fragen der Menschheit. Eine Antwort gibt es bisher nicht, nur Versuche, mit der Erfahrung umzugehen.
The Fray versuchen eine vorsichtige Antwort. Heißt es zu Beginn: „ I found God“, allerdings unbeteiligt, Zigarette rauchend, er scheint keine Hilfe zu sein – kommen sie über die Frage: „Where were you?“ – Wo warst du? – zur Antwort: “You found me“. Die Rollen kehren sich um. Er findet uns. Auch wenn es scheinbar zu spät ist, auch wenn wir schon am Boden liegen. Es ist eine vorsichtige Antwort, vielleicht sogar eher eine Hoffnung im Zweifel.

Das Video zum Film unterstreicht dies sehr eindrucksvoll. In Anlehnung an Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“ singen die Bandmitglieder teilweise auf Brücken und Gebäuden stehend. Sie blicken herab auf die Straße, die Menschen, einen Unfall, der gerade passiert ist. Das Thema des Wenders- Films:  Der Engel Damiel will menschliches Leben kennenlernen und steigt herab auf die Erde. Leben, so erfährt er, heißt Farbigkeit und Liebe, aber auch Blut und Leiden.

Die Szene wechselt von Nacht-Aufnahmen ins Morgengrauen – ist da doch Licht am Ende des Tunnels? Das Unfallopfer öffnet die Augen, Gegenstände und Menschen erheben sich am Ende des Films in die Luft, in den Himmel? Der Blick geht nicht mehr hinunter, sondern nach oben.
Karfreitag und Ostern stehen in dieser Woche bevor. Christlicher Glaube sagt: da ist einer herabgekommen ins menschliche Leben, ganz Mensch geworden, gestorben. Hat genau diese Angst und Verlassenheit gespürt:  „Where were you?“ Mein Gott, warum hast du mich verlassen? fragt Jesus am Kreuz. Menschliches Leben geht nicht ohne Sterben.
Wo warst du? fragen wir Gott. Er war da, sagt die Bibel, sagen vielleicht auch The Fray mit ihrem Song „You Found Me.“ Er war da als du am Boden lagst, als du auf Antwort gewartet hast, als du gezweifelt hast, als der Tod kam. Auf die Nacht folgt der Morgen, auf Karfreitag Ostern.

Lieder, die das Leben schreibt: Tears in Heaven – Eric Clapton

Die Lyrics zum Lied findet ihr hier.

Wochenlang habe ich „Tears in Heaven“ auf dem Klavier geübt – fehlerfrei kann ich es immer noch nicht. Aber vorgestern spielte es die Organistin auf der Trauerfeier für eine Freundin. Das ging ganz besonders unter die Haut. Ich bin nicht die Einzige, der es so geht. Wo immer dieses Lied im Internet auftaucht, berichten Leute darüber, wie viel es ihnen in einer Trauersituation bedeutet hat. Das liegt sicherlich nicht nur an der Melodie und den Worten, sondern auch an der Situation, in der es entstanden ist. Es ist ein Lied, das das Leben schrieb – das Leben im Angesicht des Todes. Jochen Scheytt erklärt auf seiner Website „Popsongs und ihre Hintergründe„, dass Eric Clapton das Lied schrieb als sein 4jähriger Sohn tödlich verunglückte.

Es erzählt von einer Phantasiereise in den Himmel: „Would you know my name if I saw you in heaven? Would it be the same if I saw you in heaven?”

“Und in der zweiten Strophe heißt es weiter: “Would you hold my hand if I saw you in heaven? Would you help me stand if I saw you in heaven?” Würdest du mich wiedererkennen, würdest du mich trösten können, wenn wir uns im Himmel begegnen würden?

Dahinter steht natürlich die Frage: Was geschieht mit den Verstorbenen? Die christliche Vorstellung von einem Himmel, in dem wir uns alle wiedersehen werden,  ist ja nicht unbedingt biblisch belegt, ist für viele aber dennoch Trost. Damit wäre der Abschied von den geliebten Menschen nur ein vorübergehender,  der leichter  zu ertragen wäre. Das ist nur allzu verständlich, wirft aber auch eine Menge Fragen auf: welcher Art wäre der Kontakt dort oben, wie sehen wir aus, so wie wir gestorben sind oder als eine Art Idealbild oder körperlose Seelen – ich will auf diese Spekulationen gar nicht eingehen. Da kommt man unter Umständen eher in Teufels Küche oder zumindest in ein Gruselkabinett als in den Himmel…

Das tut Eric Clapton ja auch nicht. Er kommt sehr schnell zurück von seiner Traumreise in das wirkliche Leben: „I must be strong and carry on, ‚cause I know I don’t belong here in heaven.“ Sein Platz ist im Diesseits, im Wechsel der Tage und Nächte:“ I’ll find my way through night and day.“ Das irdische Leben ist manchmal schwer zu bewältigen: “Time can bring you down, time can bend your knees. Time can break your heart, have you begging please, begging please.” Der Verlust eines geliebten Menschen ist sicherlich solch eine Erfahrung, die mich in die Knie zwingen kann, mir das Herz bricht, mich um Gnade bitten und fragen  lässt: Warum ich? Warum meine Familie?

Dennoch: die Trauernden, wir Lebenden bleiben zurück hinter der verschlossenen Tür: „Beyond the door there’s peace I’m sure, and I know there’ll be no more tears in heaven.“

Diese Zeile hat dem Lied den Namen gegeben, das ja eigentlich “No more tears in heaven” heißen müsste. Hier gibt es in der Tat einen biblischen Bezug: „…und Gott wird abwischen alle Tränen“ (Offenbarung 21,4).

Das wäre ja schon viel geglaubt und gehofft, wenn wir das annehmen könnten.  Wir werden es sehen – hoffentlich. Denn eins ist sicher: wir werden alle durch diese Tür gehen, irgendwann.

Jetzt können wir wenigstens hier versuchen, einander die Tränen zu trocknen. Das wäre auch schon viel.

Gottes viele Gesichter: One of Us – Joan Osborne

http://www.myvideo.de/movie/6987665
Joan Osbourne – One Of Us – MyVideo

Stell dir vor: du sitzt im Bus auf dem Weg  von der Arbeit nach Hause. Schräg gegenüber sitzt ein Typ, naja, du schwankst zwischen Mitleid und Unverständnis. Wie kann man sich nur so gehen lassen? Man muss ja nicht immer nach der neuesten Mode gekleidet sein– aber ein wenig kann man doch auf sein Äußeres achten. Eine Aktentasche hat der auch nicht dabei, wahrscheinlich arbeitslos, Hartz IV, also, das volle Programm läuft da ab in deinem Kopf. Man macht sich ja schnell ein Bild von anderen. Um dich herum wird munter telefoniert oder Musik gehört auf dem iPod. Manche unterhalten sich. Der Typ sieht schweigend aus dem Fenster. Er hat vielleicht kein Handy. Er sieht nicht glücklich aus.

Über so einen Typen singt Joan Osborne in ihrem Lied “One of Us“ (hier geht’s zu den Lyrics). Ich bin meinem Bloggerkollegen djbaroque sehr dankbar dafür, dass er mir durch sein Blog „My 2011 Musical Diary“ dieses Lied aus dem Jahr 1995 wieder in Erinnerung gerufen hat. Es geht um Gott. Um unser Gottesbild. Ist das vorstellbar, dass dieser Typ im Bus Gott ist – dieser eher unangenehme „slob“: “What if God was one of us, just a slob like one of us, just a stranger on the bus trying to make his way home”. Was, wenn Gott genauso ein Chaot, Lümmel, Tölpel, Nichtsnutz, ja, Waschlappen wäre wie viele von uns? Ein ganz gewöhnlicher Mensch auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, ein einsamer Mensch sogar, dessen Adressenliste auf dem Handy nicht lang ist und der höchstens mal einen Anruf vom Papst bekommt- ok, immerhin! 😉 : “He’s trying to make his way home, back up to heaven all alone, nobody calling on the phone ‚cept for the Pope maybe in Rome“. Das widerspricht dem Gottesbild, das in vielen Traditionen der großen Weltreligionen hochgehalten wird. „God is great“ – das entspricht dem schon eher. Darin könnten sich Judentum,  Christentum und Islam wahrscheinlich wiederfinden, auch wenn es vielen Menschen heute immer schwerer fällt, an so einen Gott zu glauben. Fast beschwörend, wie um ihre Zweifel niederzusingen, wiederholt Joan Osborne diesen Vers immer wieder im Refrain: „yeah, yeah, God is great!“

Aber was wäre, wenn Gott gar nicht der hohe, erhabene allmächtige Herrscher des Himmels und der Erde wäre? Könnten wir mit so einem Gott etwas anfangen? Wollen wir so einen Gott? Einen, der nicht regiert, nicht alles regelt, nicht eingreift und unsere Probleme löst? Immerhin sitzt er vielleicht neben uns im überfüllten Bus. Man könnte ihn endlich mal Vieles fragen. Aber wollen wir das wirklich wissen? Wollen wir einem allmächtigen Gott begegnen und dann das ganze himmlische Gedankengebäude akzeptieren müssen: „and would you wanna see if seeing meant that you would have to believe in things like heaven and in Jesus and the Saints and all the prophets”.

Was wäre wenn…wir uns damit begnügen würden, Gott im anderen Menschen zu sehen? Dadurch bekäme jeder Mensch eine Würde, unabhängig von Alter, Aussehen, Können. Das wird sehr schön am Video zum Song deutlich. Eine etwas surreale Szene, eine Kirmes, ein Fotogag: Gott hat viele Gesichter – auch nicht nur schöne.

Wenn Religionen sich darauf konzentrieren würden, Gott im anderen zu sehen, gäbe es vielleicht weniger Streit, mehr Achtung, mehr Respekt und Toleranz. Nicht schlecht, oder?

Im Übrigen steht im Zentrum des Christentums eine solche Aussage: Gott  – einer von uns. Ein Wanderprediger, ein Radikaler, ein Frauenversteher, ein Partytyp, einer, der schon mal ausrastet, ein als Verbrecher Gekreuzigter. Er war auch nicht allen sympathisch. Haben wir Christen die Konsequenz dieser Aussage eigentlich begriffen? Sind wir bereit und in der Lage, in dem Typen im Bus ein Bild Gottes zu sehen? Und ob man darüber mit Vertretern des Islam reden kann? Ich denke, wir stehen da noch ganz am Anfang.

Im Übrigen ein interessanter Gedanke: was würdest du Gott fragen, wenn du ihm (oder ihr?) begegnen würdest?

Es gibt übrigens auch eine deutsche Version des Songs mit Klage Lage: (Dank an A.Ebel für den Hinweis!)

Remember – Imagine – John Lennon

Lyrics findet ihr hier und ein Video zum Lied kann man hier ansehen :

Heute vor 30 Jahren wurde John Lennon in New York ermordet. Mit „Imagine“ hat er ein Lied hinterlassen, das Musikgeschichte geschrieben hat. Gibt es jemanden, der das Lied nicht kennt?

Es ist schlicht, einfach in seiner Aussage, keine geheimen, verschlüsselten Symbole. So leicht zu verstehen, und so schwer umzusetzen. Denn es will umgesetzt werden. Es erzählt nicht nur. Es fordert auf, etwas zu tun: „Imagine…“. Wenigstens das. Stell dir vor… Und das ist gar nicht so schwer: „It‘s easy if you try.“ Kein Himmel, keine Hölle. Also kein Jüngstes Gericht, keine Verurteilung. Nicht: die einen bei Gott, die anderen beim Teufel –  in Ewigkeit. Keine Ländergrenzen, keine Kriege,  keine Religionen – nichts wofür man in den Krieg ziehen würde. Aber auch: kein Besitz, keine Gier, kein Konsumterror – und deshalb auch: kein Hunger in der Welt. Schon schwerer vorzustellen: „I wonder if you can.“ Schwerer, weil es mein eigenes Leben, meine Lebensweise, meine Prioritäten betrifft und nicht nur politische Entscheidungen der Staatsführer.

You may say I am a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll join us
And the world will be as one.”

Klar, das sind Träume, aber John Lennon wusste, dass er nicht allein war mit seinen Träumen.

Es gibt sie ja heute auch noch, die Träumer, Gott sei Dank. Ich persönlich sage das sehr bewusst so. Auch wenn „die Religion“ schlecht wegkommt in diesem Song, auch wenn Religionen für viel Leid auf  dieser Welt verantwortlich sind , sind es doch oft auch religiöse Menschen, die diesen Traum vom guten und gerechten Leben für alle auf dieser Welt lebendig erhalten. Weil sie glauben, dass das, was ist, nicht alles ist. Weil sie ihren Nächsten im Blick haben. Weil es um Gemeinschaft geht und nicht um Trennung und Aufteilung in gut und böse, wahr und falsch. Weil sie die Zukunft im Blick haben und die Vergangenheit nicht vergessen.

Das  Ziel: “The world will be as one”. Die Menschheit als Einheit. So eine einfache Formel, aber wahrscheinlich ist das die Lösung für viele Probleme.

Danke für dieses Lied, John Lennon. Danke für deinen Traum.

Jetzt sind wir dran.