Wer kümmert sich? We take care of our own – Bruce Springsteen

Das offizielle Video zum Song kann man hier ansehen: Bruce Springsteen – We Take Care Of Our Own on MUZU.TV.

The Boss is back. Immer noch patriotisch-amerikanisch. Immer noch rockig und hymnisch. Auf seinem neuen Album „Wrecking Ball“ (Abrissbirne) vom März 2012 nimmt sich Bruce Springsteen wieder einmal die amerikanische Befindlichkeit vor – und wird mit dem Song „We take care of our own“ (Lyrics gibts hier) kurzer Hand vom amtierenden Präsidenten Barack Obama höchstpersönlich (oder haben ihm das seine Berater empfohlen?) in die offizielle Playlist des amerikanischen Wahlkampfs aufgenommen.

Da hat der Präsident das Anklopfen an seiner Tür offensichtlich vernommen – oder ist da eine noch höhere Adresse gemeint?:

“I been knocking on the door that holds the throne…”

Wie dem auch sei, die Antwort ist einigermaßen verheerend und es wundert mich schon, dass es dieser Song in die Playlist Obamas geschafft hat. Die Politik der letzten Jahre kommt nämlich nicht so gut weg in diesem Song:

“I been stumbling on good hearts turned to stone
The road of good intentions has gone dry as a bone”

Was ist mit all den Versprechen und guten Vorsätzen? Wo ist der „change“, die große, durchgreifende Veränderung in der amerikanischen Gesellschaft? Anspielungen auf die Katastrophen der letzten Jahre, Wirbelsturm Katrina, die Zerstörung von New Orleans und das mangelhafte Verwalten der Not kommen hier zum Ausdruck:

„From Chicago to New Orleans
From the muscle to the bone
From the shotgun shack to the Superdome
There ain’t no help, the cavalry stayed home
There ain’t no one hearing the bugle blowin’…”

Sechs  Fragen, sechs  Anklagen bilden das Kernstück des Songs:

“Where’re the eyes, the eyes with the will to see
Where’re the hearts that run over with mercy
Where’s the love that has not forsaken me
Where’s the work that’ll set my hands, my soul free
Where’s the spirit that’ll reign over me
Where’s the promise from sea to shining sea…”

Augen, die die Not der Menschen sehen.    Herzen, die barmherzig sind.    Eine Liebe, die einen nicht aufgibt.   Arbeit, die die Seele befreit.     Ein Geist, der beflügelt und leitet.  Ein Versprechen, das den amerikanischen Traum in seiner Ausdehnung von Küste zu Küste ausmacht.

Das hat durchaus religiöse Dimensionen. Man achte mal auf seine Körperhaltung bei Where’s the love that has not forsaken me? – Bibelkundige haben da sicherlich so ihre Assoziationen…

Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei vermisst Bruce Springsteen in seinem Amerika, das sich den christlichen Glauben doch so demonstrativ auf die Fahne schreibt.

Fazit: Wir kümmern uns selbst um unsere Probleme – oder wir kümmern uns um unsere eigenen Probleme?

„We take care of our own
We take care of our own
Wherever this flag’s flown
We take care of our own…“

Das könnte  durchaus einen doppelten Boden haben. Sozialromantisch gesehen: der arme kleine Mann, die arme kleine Frau hat von der Politik, von den Reichen keine Hilfe zu erwarten. Was bleibt, ist die Solidarität untereinander – hopefully…

Oder: Jeder ist sich selbst der Nächste. Wo immer Stars and Stripes im Wind wehen, herrschen Egoismus und die Suche nach dem eigenen Vorteil.

Wie auch immer Obama den Song Bruce Springsteens verstehen mag, in seinen Wahlkampf aufgenommen klingt es wie ein erneutes Versprechen: Yes, we can – wir Amerikaner kümmern uns! Bleibt die Frage: um wen oder was? Aber das will ja vielleicht gar keiner so genau wissen. Kann man jedenfalls gut mitsingen: We take care of our own… ♫ ♫ ♫

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Sehnsucht nach Ewigkeit: Tage wie diese – Die Toten Hosen

Die pure Lebens- und Feierfreude kommt in der neuen Single der Toten HosenTage wie diese“ ‘rüber – keine Frage. Das Video zum Song explodiert in Farbe, Bewegung, Begeisterung. Das Lied besingt eine Verabredung, ein Treffen, das lange vereinbart war:

„Ich wart seit Wochen, auf diesen Tag
und tanz vor Freude, über den Asphalt
Als wär’s ein Rythmus, als gäb’s ein Lied
Das mich immer weiter, durch die Straßen zieht
Komm dir entgegen, dich abzuholen, wie ausgemacht
Zu der selben Uhrzeit, am selben Treffpunkt, wie letztes Mal“

Musik, Tanz, Party, viele Leute, Festivalstimmung. Musik begeistert, vereint:

„Durch das Gedränge, der Menschenmenge
Bahnen wir uns den altbekannten Weg
Entlang der Gassen, zu den Rheinterrassen
Über die Brücken, bis hin zu der Musik
Wo alles laut ist, wo alle drauf sind, um durchzudreh’n
Wo die Anderen warten, um mit uns zu starten, und abzugeh’n“

Musik lässt den Alltag und die Sorgen vergessen, ich gehöre dazu, ich bin icht mehr allein:

„Das hier ist ewig, ewig für heute
Wir steh’n nicht still, für eine ganze Nacht
Komm ich trag dich durch die Leute
Hab keine Angst, ich gebe auf dich Acht
Wir lassen uns treiben, tauchen unter, schwimmen mit dem Strom
Dreh’n unsere Kreise, kommen nicht mehr runter, sind schwerelos“

Musik und ihr Erleben in der Gemeinschaft ist sinnstiftend, hebt mich über das Jetzt hinaus, da klingt etwas an, das mehr als irdisch ist. Es soll immer so bleiben, es soll kein Ende,  keine Begrenzung, keinen Tod geben. Wahrscheinlich sind wir Menschen die einzigen Lebewesen, die wissen, dass sie sterben püssen, die ihren eigenen Tod fürchten, die sich nach Ewigkeit sehnen und überhaupt eine Ahnung von Ewigkeit und Unendlichkeit haben.

„An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
Wünsch ich mir Unendlichkeit“

Das Thema Ewigkeit gehört ursprünglich in den Zuständigkeitsbereich  der Religionen. Längst taucht es aber im säkularen Alltag auf. Scheint etwas durchaus Menschliches zu sein, diese Sehnsucht. Sie entstammt sicherlich der Angst vor dem Tod und der Ungewissheit, die dieser mit sich bringt. Aber auch der Freude am Leben, dem Wunsch, das Schöne als unendlich zu erleben, ihm Dauer zu geben.

Heute ist Ostern. Ein Fest, das das Leben feiert. Dies soll sicherlich kein Osterlied sein und die Bilder des Videoclips entstammen offensichtlich keiner kirchlichen Osterfeier.

Trotzdem: die Botschaft  dieses Lieds der Toten Hosen „Tage wie diese“ und die gute Nachricht von der Auferstehung Jesu am Ostermorgen und dem Sieg des Lebens über den Tod klingen irgendwie verwandt:

„In dieser Nacht der Nächte, die uns so viel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
Erleben wir das Beste, und kein Ende ist in Sicht
Kein Ende in Sicht“

In diesem Sinne:  Frohe Ostern euch allen! 😉