Fragen ohne Antworten: Wovon sollen wir träumen – Frida Gold


Als der Song „Wovon sollen wir träumen“ der Hattinger Band Frida Gold während der Frauen Fußballweltmeisterschaft 2011 im ZDF zur Untermalung der „Bilder des Tages“ lief, war klar, wovon wir träumen sollten: vom Gewinn der Weltmeisterschaft. War ja wohl  nix…

Frida Gold erging es da anders. Ihr Album „Juwel“ (2011) hat sich durchaus erfolgreich in den deutschen Charts durchgesetzt. Zuletzt vertraten sie NRW beim Bundesvision Song Contest und erreichten mit „Unsere Liebe ist aus Gold“ Platz 7.

Song und Video machen durch Rhythmus, Melodie und Bilder gute Laune. Weniger entspannt klingt jedoch der Text, wenn man mal genauer hinsieht. Was ist los mit der Generation der 20 und 30jährigen?

„Ich bin mitten drin
Und geb mich allem hin…

Wir lassen uns treiben durch die Clubs der Stadt
Durch fremde Hände und wir werden nicht satt
Wir wachen dann auf bei immer anderen Geliebten
Von denen wir dachten, dass wir sie nie verlassen.“

Ist das süße Leben doch nicht so spaßig? Ist dabei sein nicht alles? Frida Gold verspricht einen „Blick hinter die Kulissen“ – schau’n wir doch mal:

„Aber schaut man hinter die Kulissen
Dann fängt es immer so an
Ich schlafe immer zu lang
Krieg nichts hin
Und fühl mich deshalb beschissen…

Ich fühl mich leer
Und die Nacht liegt schwer
So schwer auf meinen Schultern
All die Hoffnung die war
Ist schon lang nicht mehr da
Schon wieder ne Nacht einfach vertan.“

Wonach suchen sie denn, wovon träumen sie?

„Ich erkenn mich nicht
In den Schaufensterscheiben
Entdecke nichts, was mir gefällt
Ich brauch die schönsten Kleider
Und die schlausten Männer
Und eine Hand, die meine Hand für immer festhält.“

Da ist schon eine Ahnung davon, dass der Shoppingbummel und das Partyhoppen nicht zum gewünschten Erfolg führen. Da ist von der Suche nach einer Beziehung, die trägt, die Rede, von Sinn und Interesse:

„Ich hab gesucht und gesucht
In den hintersten Ecken
Nach Augen, die mich interessieren.“

Das Fazit:

„Wir können nicht mehr atmen,
Und vergessen zu essen
Wir trinken zu viel
Es bleibt ein Spiel ohne Ziel.“

Was bleibt, sind die Fragen:

„Wovon sollen wir träumen?
So wie wir sind, so wie wir sind, so wie wir sind
Woran können wir glauben?
Wo führt das hin? Was kommt und bleibt? So wie wir sind…

Wann hört das auf?
Wann kommen wir hier raus?
Wovon sollen wir träumen?
Wo sind wir zu Haus?“

So viele Fragen… und keine Antworten in Sicht. Eine Generation, die  sich mit  20 oder 30 Jahren  wie in einem Karton eingesperrt sieht – sehr nett im Video dargestellt- obwohl sie so viele Möglichkeiten hat, vielleicht auch WEIL sie vor lauter Wahlmöglichkeiten nicht mehr ein und aus weiß?

copyright photoxpress

Sicher, das sind die Fragen, die sich alle irgendwann einmal stellen: Wovon sollen wir träumen? und „Wo führt das hin?“ sollte  man sich  vor so mancher Entscheidung fragen, dann hätten wir viele Probleme gar nicht erst. „Wo sind wir zu Haus?“  fragt sich zu Recht eine Generation, die im Zeitalter der Globalisierung aufwächst und die den Begriff „Heimat“ oftmals anders definiert als noch ihre Eltern und Großeltern.

Aber es sind natürlich auch Probleme und Fragen  einer privilegierten Gruppe : Wer  sich Sorgen machen muss, ob er seine Kinder morgen satt bekommt oder den nächsten Tag vor kriegerischen Auseinandersetzungen bewahrt bleibt, der weiß schon, wovon man träumen könnte…

Zum Glück gibt es auch bei uns im reichen Deutschland junge Menschen, die Träume und Ziele haben und sich dafür einsetzen in Sportvereinen,  Kirchengemeinden, politischen Parteien und sozialen Projekten.

Ein Lied mit ganz vielen Fragen  – eine Antwort ist nicht in Sicht. Aber wer fragt, ist schon mal auf einem guten Weg. Ich kann nur hoffen, dass die 20 und 30jährigen irgendwann auf Menschen treffen, die bereit sind, sich mit ihnen darüber auszutauschen, wohin die Reise gehen könnte. Entscheiden müssen sie dann immer noch selber – viel Glück dabei.

P.S. So ganz hört das Fragen übrigens nie auf, das sei schon mal verraten… 😉

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