Vom Finden und Verlieren der Liebe: New Age – Marlon Roudette

Mit Esoterik und New Age hat der Song des karibischstämmigen Musikers Marlon Roudette  nichts zu tun, wohl aber mit einer Erfahrung, die wohl jede und jeder im Laufe des Lebens einmal macht: es geht uns Suchen und Finden und Verlieren der Liebe. Man müsste mal alle Songlyrics der Welt einteilen in solche, die das Glück der Liebe besingen und solche, die sich um den Schmerz drehen, der mit der Liebe einher geht, ich vermute mal, das hält sich die Waage, oder?– obwohl die „schöneren“ Songs oft die sind, die vom Verlust dieses Gefühls singen… Glück und Leid, beides inspiriert die Künstler zu Melodien und Texten – und hilft uns dabei, diese Gefühle auszuhalten und zu verarbeiten.

Für alle, die die Liebe schon einmal verloren haben oder gerade eine Trennung hinter sich haben, ist dieser Song: New Age von Marlon Roudette (Lyrics gibt’s hier). Ich habe ihn gerade live auf einem Milow Konzert in Bielefeld erlebt und war angetan von seiner Vielseitigkeit.

Wer kann das, was wir Liebe nennen, verstehen? Es klingt so einfach, 5 Buchstaben ( 4 im Englischen), die unsere Leben bestimmen – und die wir so wenig unter Kontrolle haben:

„If love was a word, I don’t understand.
The simplest sound, with four letters.“

Die Liebe zu einem Menschen ist umfassend, bestimmend, sie kann uns “alles” bedeuten, bis hin zur Selbstaufgabe:

„I’m walking away, from everything I had…
There was a time,
When I didn’t mind living the life of others…

So much fire that it burned my wings.
Her heat was amazing.“

Wenn es vorbei ist, bleibt nur die Liebe zum Schmerz als Erinnerung an das, was war. Aus „alles“ wird „nichts“, jemand verändert sich, verändert mich, es gibt kein Gemeinsames mehr, ein neues Zeitalter beginnt:

„Are you loving pain, loving the pain?
And with every day, every day
I try to move on.
Whatever it was,
Whatever it was,
There’s nothing now.
You changed.
New age.“

Was bleibt, ist der Alltag, die einfachen Freuden und Dinge, die große Liebe, das frühere Leben ist ausgelöscht:

„Now I’m dreaming of the simple things.
Old ways, erased.“

Aber es gibt eine Perspektive:

„And with every day, every day
I try to move on…   I need a room with new colours.“

Im Moment scheint es unmöglich, aber wir wissen ja alle: es gibt ein Danach. Neues Leben, neue Farben, neue Erfahrungen, neue Lieder. Es ist schon seltsam: jemandem, der Liebeskummer hat, zu sagen: alles wird gut, ist oft nicht hilfreich. Aber ein Lied kann dasselbe durchaus sagen ohne aufgesetzt zu wirken. Musik findet für alles Worte und Töne, auch für das Finden und Verlieren der Liebe.

Danke, Marlon Roudette, dass du diese Erfahrung in so schöne Töne und Worte gefasst hast mit dem Song „New Age“…  Hier noch ein Live Auftritt in Berlin, New Age im Regen.. 😉

Home, sweet Home: Happiness – Jonathan Jeremiah

Es gibt so Themen, die begleiten einen ein Leben lang. Für mich ist das „Heimat“. Vor einiger Zeit war ich durch den fiftyfiftyblog und meine „Fachzeitschrift“ Brigitte wieder einmal auf die  Platte eines Künstlers aufmerksam gemacht worden, die ich momentan rauf und runter höre: A Solitary Man von Jonathan Jeremiah mit dem Song „Happiness“ (Lyrics gibt es hier).

Ein unaufwändiges, ruhiges Video, ein Sänger, der sicherlich auch in einem Jesus-Film eine Hauptrolle bekommen würde, wenn es mit der musikalischen Karriere nicht so klappen sollte 😉  – was nicht zu befürchten ist – und eben jenes Thema: Zuhause, Heimat.

Ich bin ja schon ein wenig herum gekommen in der Welt, aber wenn mich jemand fragt, woher ich komme, dann kann ich keinen Ort nennen. Geboren hier, aufgewachsen hier und dort, dann dorthin gezogen und wieder umgezogen und so weiter. In meinem jetzigen Wohnort lebe ich seit drei Jahren und inzwischen ist es „Zuhause“.

Vielen geht es heute so. Der Geburtsort ist nicht mehr der Wohnort, Eltern, Kinder, Geschwister leben über ganz Deutschland oder die Welt verteilt – Globalisierung findet eben auch im Kleinen statt.

Die große weite Welt ist ja ganz spannend, aber manchmal nervt sie auch:

„What you gonna do with people like that…
What you gonna say that will make them change their ways…
Who you gonna find to listen anyway?“
Manchmal fehlt das Verständnis – und das liegt nicht immer an der Sprache.

Manchmal fehlt die Nähe – und das liegt nicht immer an großen Entfernungen.

Jonathan Jeremiah hat eine Lösung für sich gefunden. Er macht sich auf den Weg nach Hause. Dabei lässt er offen, wer das ist: die Eltern und Geschwister, die eigene Familie, der Heimatort mit den alten Kindheits- und Schulfreunden? Entscheidend ist: da sind Menschen, die ihn kennen, die ihm zuhören, die offen zu ihm sind, wo er alles abladen kann:

 „Who’s it gonna be who’ll tell it like it is..
  Who you gonna blame for all our differences…
  Where you gonna go if you can’t take it all?“

Was für eine Liebeserklärung an die Menschen, die ihm nahestehen! Das Gepäck für die Reise nach Hause ist nicht groß, nur das Nötigste – und die Katze muss versorgt, der Vermieter und die Nachbarn informiert werden:

 „I once found the recipe, for what to do to cure my needs
  I packed some things just what I need
 Only bare necessities
 Asked Mrs Walsh to feed my cat
 Call Landlord Tate to tell him that“.

Dann ab ins Taxi, zum Bus und nach Hause:

Order a cab, take it to the bus station up on 42I’m going home, where my people live, need a little bit of happiness, yeah…”

Das ist alles so selbstverständlich, so einfach, so klar. So soll es sein. Ist es aber nicht immer. Manch einer ist froh, wenn er seinen Ursprung hinter sich lässt und dem Heimatort für immer den Rücken kehren kann. Dann sucht man „Happiness“ woanders.

Heimat, Zuhause – was ist das? Für mich nicht ein bestimmter Ort, sondern „ home (is) where my people live…“ – und da wohnt für mich auch das Glück.

Ich hoffe, es geht euch auch so….und genießt die „Happiness“ dieses Songs! 🙂

Fragen ohne Antworten: Wovon sollen wir träumen – Frida Gold


Als der Song „Wovon sollen wir träumen“ der Hattinger Band Frida Gold während der Frauen Fußballweltmeisterschaft 2011 im ZDF zur Untermalung der „Bilder des Tages“ lief, war klar, wovon wir träumen sollten: vom Gewinn der Weltmeisterschaft. War ja wohl  nix…

Frida Gold erging es da anders. Ihr Album „Juwel“ (2011) hat sich durchaus erfolgreich in den deutschen Charts durchgesetzt. Zuletzt vertraten sie NRW beim Bundesvision Song Contest und erreichten mit „Unsere Liebe ist aus Gold“ Platz 7.

Song und Video machen durch Rhythmus, Melodie und Bilder gute Laune. Weniger entspannt klingt jedoch der Text, wenn man mal genauer hinsieht. Was ist los mit der Generation der 20 und 30jährigen?

„Ich bin mitten drin
Und geb mich allem hin…

Wir lassen uns treiben durch die Clubs der Stadt
Durch fremde Hände und wir werden nicht satt
Wir wachen dann auf bei immer anderen Geliebten
Von denen wir dachten, dass wir sie nie verlassen.“

Ist das süße Leben doch nicht so spaßig? Ist dabei sein nicht alles? Frida Gold verspricht einen „Blick hinter die Kulissen“ – schau’n wir doch mal:

„Aber schaut man hinter die Kulissen
Dann fängt es immer so an
Ich schlafe immer zu lang
Krieg nichts hin
Und fühl mich deshalb beschissen…

Ich fühl mich leer
Und die Nacht liegt schwer
So schwer auf meinen Schultern
All die Hoffnung die war
Ist schon lang nicht mehr da
Schon wieder ne Nacht einfach vertan.“

Wonach suchen sie denn, wovon träumen sie?

„Ich erkenn mich nicht
In den Schaufensterscheiben
Entdecke nichts, was mir gefällt
Ich brauch die schönsten Kleider
Und die schlausten Männer
Und eine Hand, die meine Hand für immer festhält.“

Da ist schon eine Ahnung davon, dass der Shoppingbummel und das Partyhoppen nicht zum gewünschten Erfolg führen. Da ist von der Suche nach einer Beziehung, die trägt, die Rede, von Sinn und Interesse:

„Ich hab gesucht und gesucht
In den hintersten Ecken
Nach Augen, die mich interessieren.“

Das Fazit:

„Wir können nicht mehr atmen,
Und vergessen zu essen
Wir trinken zu viel
Es bleibt ein Spiel ohne Ziel.“

Was bleibt, sind die Fragen:

„Wovon sollen wir träumen?
So wie wir sind, so wie wir sind, so wie wir sind
Woran können wir glauben?
Wo führt das hin? Was kommt und bleibt? So wie wir sind…

Wann hört das auf?
Wann kommen wir hier raus?
Wovon sollen wir träumen?
Wo sind wir zu Haus?“

So viele Fragen… und keine Antworten in Sicht. Eine Generation, die  sich mit  20 oder 30 Jahren  wie in einem Karton eingesperrt sieht – sehr nett im Video dargestellt- obwohl sie so viele Möglichkeiten hat, vielleicht auch WEIL sie vor lauter Wahlmöglichkeiten nicht mehr ein und aus weiß?

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Sicher, das sind die Fragen, die sich alle irgendwann einmal stellen: Wovon sollen wir träumen? und „Wo führt das hin?“ sollte  man sich  vor so mancher Entscheidung fragen, dann hätten wir viele Probleme gar nicht erst. „Wo sind wir zu Haus?“  fragt sich zu Recht eine Generation, die im Zeitalter der Globalisierung aufwächst und die den Begriff „Heimat“ oftmals anders definiert als noch ihre Eltern und Großeltern.

Aber es sind natürlich auch Probleme und Fragen  einer privilegierten Gruppe : Wer  sich Sorgen machen muss, ob er seine Kinder morgen satt bekommt oder den nächsten Tag vor kriegerischen Auseinandersetzungen bewahrt bleibt, der weiß schon, wovon man träumen könnte…

Zum Glück gibt es auch bei uns im reichen Deutschland junge Menschen, die Träume und Ziele haben und sich dafür einsetzen in Sportvereinen,  Kirchengemeinden, politischen Parteien und sozialen Projekten.

Ein Lied mit ganz vielen Fragen  – eine Antwort ist nicht in Sicht. Aber wer fragt, ist schon mal auf einem guten Weg. Ich kann nur hoffen, dass die 20 und 30jährigen irgendwann auf Menschen treffen, die bereit sind, sich mit ihnen darüber auszutauschen, wohin die Reise gehen könnte. Entscheiden müssen sie dann immer noch selber – viel Glück dabei.

P.S. So ganz hört das Fragen übrigens nie auf, das sei schon mal verraten… 😉