Am 23.7.2011 ist Amy Winehouse gestorben. Nachrufe hat es schon viele gegeben und ihre Stimme wird sicherlich noch lange Zeit nachklingen. Im Rückblick auf ihr Leben gewinnen ihre Songs noch einmal eine besonders eindrückliche und tragische Bedeutung. Es war immer klar, dass sie in ihre Lieder ihre Erfahrungen einfließen ließ und dass Vieles autobiographische Züge hat.
Angesichts ihres Todes fragt man sich: warum musste es so kommen? Waren da nichts und niemand, der ihr helfen konnte? Ich weiß, diese Frage stellt sich bei vielen Opfern von Suizid, Drogenmissbrauch und Depression. Oft sind da Menschen, die den Opfern nahe standen und die dennoch nicht helfen konnten, weil diese sich vielleicht auch nicht helfen lassen wollten.
Ein Thema ihres Lebens und ihrer Songs war die Liebe. Da war die Liebe zu Blake Fielder-Civil, ihrem späteren Ehemann, und das Scheitern dieser Beziehung, das sie offenbar nur schwer verwunden hat. Aber selbst die Liebe ist etwas Selbstzerstörerisches für Amy Winehouse, wie es im Song „Love is a Losing Game“ aus dem Album „Back to Black“ (2006) deutlich wird (Lyrics hier ):
For you I was a flame
Love is a losing game
Five storey fire as you came
Feuer und Flamme, ja, aber ein 5 Stockwerke hohes Feuer birgt eher Gefahr, als dass es zum Sinnbild einer lebendigen Liebe taugt und gleich zu Beginn wird deutlich:
Love is a losing game
Sie steht vor den Trümmern dieser Beziehung, die nicht ohne Drogen und Missbrauch gelingen wollte:
Oh what a mess we made
And now the final frame
Die letzte Einstellung, das letzte Bühnenbild ist Chaos und Tränen.
Die Liebe – ein Spiel? So hat Amy Winehouse es offenbar erlebt. Die Bilder, die ihre Erfahrung beschreiben, kommen aus der Welt des Glücksspiels. Aber das bringt ja erwiesenermaßen nur den Wenigsten wirklich Glück:
Self professed and profound
Till the chips were down
Though you’re a gambling man
Love is a losing hand
Voller Zuversicht gewagt, aber nicht gewonnen.
Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr – sie wird auch nach Gründen gesucht haben für ihr Unglück. Vielleicht hilft es, die Götter oder das Schicksal verantwortlich zu machen. Es ist schwerer zu ertragen, wenn man sich selbst die Schuld gibt, und wer will das schon behaupten, dass man sein Schicksal in der Hand hat. Wer das behauptet, hat noch nie Schicksalsschläge erlitten. Neue Chancen, Hoffnung? Ein Fremdwort, wenn selbst die Götter keinen Trost versprechen, sondern nur Spott und Hohn übrig haben für ein trostloses Leben.
Though I’m better blind
Love is a fate resigned
Memories mar my mind
Love is a fate resigned
Over futile odds
And laughed at by the gods
And now the final frame
Love is a losing game
Was für viele der Himmel auf Erden, die Lösung aller Probleme ist – für Amy Winehouse war es nur eine weitere Katastrophe, eine schmerzliche Erfahrung, eine Enttäuschung. Die Liebe hat nicht gehalten, was sie verspricht. Das Leben hat ihr nicht gegeben, was sie gebraucht hätte.
Sie muss sehr einsam gewesen sein, wenn ihre Zuversicht war:
Tears dry on their own
(aus dem gleichnamigen Lied – Tränen trocknen von allein)
Ich hoffe, ihr macht auch andere Erfahrungen. Es gibt sie.